Freuden und Tücken der Bienenforschung

|   Botanik, Ökologie, Landschaft

Johannes Wirz

Im vergangenen Arbeitsjahr war ich mit drei verschiedenen Projekten beschäftigt, die im Kern alle mit dem Überleben der Bienenvölker zu tun haben. Im «Waldbienenpro- jekt» steht die Frage im Vordergrund, ob Völker in unseren Wäldern heute noch genug Blüten finden, um zu überleben. Im «Wärmeprojekt» wird eine neuartige Methode er- probt, mit der die Varroa-Milbe, der bedrohlichste Parasit der Honigbienen weltweit, aus den Völkern entfernt werden kann. Und im dritten Projekt, das unter dem Namen «Kleinbeuten» läuft, wird eine neue imkerliche Praxis untersucht. Ein Projekt möchte ich detaillierter darstellen.

Das Waldbienenprojekt

Seit vier Jahren siedeln wir im Forstrevier Dorneckberg, einem Waldareal von ca. 10 km2, in zehn ausgehöhlten Bäumen und Klotzbeuten in 4–7 m Höhe Bienenvölker an – bisher mit bescheidenem Erfolg. Eine erfolgreiche Wiederansiedelung wäre ein wichtiger Bei- trag zur Verbesserung der Biodiversität im Wald, nicht nur wegen der Bestäubung, son- dern v.a. auch wegen der Versorgung anderer Tiere, verlassen pro Volk doch ca. 20 kg Bienen zum Sterben die Behausung und bilden damit eine wichtige Nahrungsgrundla- ge.

Sechs der zehn Behausungen sind mit einer aufwändigen Sensortechnik bestückt, mit welcher nicht nur Umweltdaten gemessen werden können, sondern auch das Klima in den Völkern erfasst werden soll. Bis jetzt gab es immer wieder Probleme mit der Stromversorgung und der Übertragung der Daten auf einen zentralen Server.

Weiter wird regelmässig die Zahl der Milben in den Völkern erfasst und, wann immer möglich, Honig geerntet. Er wird auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln getestet und für eine Pollenanalyse benutzt, die Rückschlüsse auf die besuchten Blütenpflanzen erlaubt.

Im Frühjahr 2022 waren alle (!) Völker gestorben. Die Ursache waren nicht Krank- heiten sondern Futtermangel.

Ein Neustart erfolgte. Zwei Behausungen wurden von Schwärmen besiedelt, die bei Im- kern aus der Umgebung abgegangen waren. Es ist paradox, sie stammen von Kollegen, die Schwärme eigentlich verhindern wollen. Zwei weitere Schwärme haben wir aus meiner Imkerei einlogiert und – eine Neuerung – vier Völker wurden mit Schwärmen der Dunklen Biene (Apis mellifera mellifera) gebildet, der ursprünglich in Mitteleuropa vorkommenden Rasse.

Anders als in den früheren Jahren wurden alle neu gebildeten Völker mit 12 kg Zu- cker (mit Honig und Kräutertee) aufgefüttert, weil Untersuchungen gezeigt haben, dass 80 % der wildlebenden Völker im Wald wegen Futtermangel im ersten Winter sterben. Im 2. und 3. Winter sinken die Verluste dagegen auf durchschnittlich 20 %.

Die Belastung mit der Milbe war in allen Völkern gering. Pollenanalysen zeigten, dass ausser Weissklee kaum Pflanzen auf den Magerwiesen der grossen Lichtungen be- flogen, sondern Blüten im Wald besucht werden: Himbeere, Brombeere, Efeu, einhei- mische Goldrute, Astern und Wasserdost. Nicht zuletzt deshalb lagen die Pestizidrück- stände unter nachweisbaren Konzentrationen. Waldrandpflege, Anbau von Hecken und Auslichtung der Wälder werden vorangetrieben und bilden hoffentlich den Ausgangs- punkt für die Etablierung einer stabilen Waldbienenpopulation.

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