Differenzierung der Wirkungen von farbigem Licht auf Pflanzen

|   Heilpflanzen, Präparateforschung

Torsten Arncken

2021 habe ich ein Forschungsprojekt begonnen, in welchem ich Pflanzen mit vier verschiedenen Spektren, nämlich mit erhöhten Anteilen an Ultraviolett, Blau, Rot und Infrarot, beleuchte. Diese entsprechen in etwa den Angaben von Rudolf Steiner aus dem Wärmekurs zu den vier Ätherarten.

Die Experimente haben deutliche Unterschiede der jeweiligen Farbbereiche gezeigt. Hier als Beispiel eine Darstellung der Wirkungen auf Tagetes (Abb. 1).

Im Folgenden schildere ich Details der Wirkung der Beleuchtung mit blauem und rotem Licht auf Thymian (Abb. 2). Mit blauem Licht beleuchtet sind die Pflanzen kompakt und fest, der Stängel ist rötlich. Alle Formen sind klar zu erkennen und alle Blätter sind gleich ausgerichtet. Mit rotem Licht sind die Pflanzen gestreckter und heller. Die Blätter sind unregelmässiger orientiert und wirken weicher.

Symbolisieren des Geschmacks von Thymian

Mit der Beleuchtung Blau ist der Geschmack beissend scharf, intensiv, gehalten und eher kühl. Wenn ich die blau beleuchteten Pflanzen schmecke, werde ich tief in chemische Prozesse hineingezogen. Das blaue Licht verändert die Pflanze so, dass besonders die vegetativen Kräfte der Erde zum Ausdruck kommen. Ich nehme dies nicht in einer Gegenüberstellung wahr wie beim Sehen, sondern ich werde als Mit-Erlebender in diesen Prozess der Pflanzenwerdung hineingezogen.

Der Geschmack mit roter Beleuchtung ist sehr mild und weich. Er zeigt leichte feine Wärme und zarte Schärfe. Kein Dunkel, keine Harzigkeit. Die Pflanzen, die rot bestrahlt worden sind, versetzen den Beobachter in eine ausbreitende Bewegung, weg vom inneren Grund und tragen ihn nach oben in die Leichte und Peripherie. Sie sind Ausdruck von Kräften, die den Menschen von der Erde wegziehen und zum Kosmischen hinbewegen.

Im ersten Jahr hatte ich den Eindruck, das blaue Licht würde die Gestalt komprimieren, also eine Art Gegendruck gegen das von unten kommende Wachstum ausüben. Dies wird im Vergleich erlebt, wenn man mit seiner Aufmerksamkeit mehrmals von der Gestalt der rot beleuchteten zur blau beleuchteten hin- und zurückspringt und darauf achtet, was innerlich passiert.

Nun, im 2. Jahr, erlebe ich die Wirkung im Mitwachsen innerlich anders: Auch das blaue Licht lässt die Pflanze aus der Erde wachsen; es zieht sie aus der Erde hervor. Aber in anderer Weise als das rote Licht. Es ist so, als würde die Pflanze durch das blaue Licht tiefer in die Erde hineingreifen und Qualitäten aus einer grösseren Tiefe heranziehen. Ich meine damit keine räumliche, sondern eine innere, qualitative Tiefe.

Meiner Ansicht nach lässt sich in Gestalt, Duft und Geschmack der blau beleuchteten Pflanzen vor allem der von unten aufsteigende chemische Äther wahrnehmen. Beim roten Licht wird dagegen Qualität von oben, genauer gesagt, Lichtätherwirkung, aus dem Umkreis eingebunden.

Andere Projekte

In der Zusammenarbeit mit Weleda unterstütze ich die Forschungsabteilungen «Acti- ves» und «Galenics», die neue Kosmetikprodukte entwickeln. Meine Aufgabe ist das Beobachten der Qualitäten von Pflanzensubstanzen und das Herausarbeiten ihrer Wirkung auf den Menschen. So ist z.B. die Produktlinie Feigenkaktus – zur Pflege trockener Haut – in Zusammenarbeit mit anthroposophisch arbeitenden Hautärzten entstanden.

Daneben habe ich weitere Forschungsgebiete, die ich jeweils im Umfang von einem halben Tag pro Woche bearbeite. Seit 2013 arbeite ich z.B. mit Carsten Gründemann, Assistenzprofessor für translationale Komplementärmedizin an der Uni Basel, zusammen. Aktuell führen wir Experimente durch, mit denen wir untersuchen, wie verschiedene Pflanzenarten mit Wärme umgehen. Es geht darum, aus konkreten Beobachtungen zu inneren Bildern zu kommen, wie sich das Wärmewesen der Pflanze verhält. Wie verwandelt sich äussere Wärme in die innere Wärme eines Organismus? Dies spielt eine Rolle für das Verständnis des Immunsystems und das Eingreifen der Ich-Organisation in den Organismus.

Tagetes. Von links nach rechts: Ultraviolett, Blau, Rot, Infrarot.
Thymian. Von links nach rechts: Blau, Rot.
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