Die Gesundheit der Bienen durch Pflanzenextrakte verbessern

|   Botanik, Ökologie, Landschaft

Johannes Wirz

Auf der ganzen Welt wird mit allen möglichen Mitteln daran gearbeitet, die Situation der Honigbienen zu verbessern. Dabei sind uns ImkerInnen die Hände gebunden. Ihre zentrale Aufgabe und Bestimmung der Bestäubung müssen die Bienen in Umwelten erfüllen, die ihre Existenz bedrohen. Das Wirken gegen Blütenarmut, Pestizide oder Elektrosmog sind gesellschaftspolitische Aufgaben, die die Möglichkeiten der ImkerInnen bei weitem übersteigen.

Was bleibt ist die Zuwendung zu den Völkern selber. Einige Imker setzen auf neue Strategien zur Bekämpfung der Varroamilben, andere suchen nach Ansätzen, die Bienen über Genetik zu stärken und dritte glauben mit neuen, bienengerechten Wohnungen Hilfe zu leisten. Wir haben im Institut in Zusammenarbeit mit dem Verein für Krebsforschung in Arlesheim, Hiscia, und der Weleda AG ein Projekt gestartet, mit welchem wir die Gesundheit der Völker über die Beifütterung von Pflanzenextrakten aus Mistel und Echinacea verbessern wollen. Das Bienenvolk, nicht die einzelne Biene (!), hat viele Ähnlichkeiten zu Säugetieren oder gar dem Menschen. Es hält im Stock während der Brutpflege die Temperatur konstant auf 36°C und verfügt über ein ausgeklügeltes Immunsystem und eine grosse Palette von Kommunikationsmöglichkeiten. Darin zeigt sich die erstaunliche Weisheit seiner Organisation. Mistel und Sonnenhut sind Pflanzen, die Abwehrkräfte, den Zusammenhalt oder die Kohärenz des Organismus sowie die Lebensqualität beim Menschen erwiesenermassen verbessern. Wir gehen davon aus, dass sie diese auch im Bienenvolk unterstützen.

2011 wurden zusammen mit ImkerkollegInnen ca. 150 Bienenvölker in den Versuch aufgenommen. An zwei Eckpunkten im Leben der Bienenvölker wurden die Extrakte gemeinsam oder einzeln in die Völker gebracht: Bei Jungvölkern im Frühjahr, wenn für den Naturbau ein reicher Futterstrom benötigt wird, der mit einem Tee, Zucker und Honig sichergestellt wird, und bei allen Völkern gegen das Ende der Bienensaison, wenn alle Völker aufgefüttert werden müssen, um 16 bis 20 Kilo Wintervorrat zu haben.

Dank grosszügiger Unterstützung konnte das Bienenprojekt 2012 fortgesetzt werden, auch wenn nach der Auswinterung der Völker im Frühjahr 2012 keine eindeutigen Ergebnisse vorlagen. Die Völkerverluste lagen 2011/2012 in der Schweiz bei fünfzig, in Deutschland bei dreissig Prozent. Insgesamt lagen die Verluste bei den Versuchsvölkern unter diesem Durchschnitt. Aber weil ein paar ProjekteilnehmerInnen sehr viele, andere gar keine Völker verloren, waren die Daten auf Grund dieser grossen Unterschiede nicht belastbar. 2012 wurden die Völker aus dem ersten Versuchsjahr nach demselben Plan wiederum gefüttert. Im Jahr 2013 wird hoffentlich erkennbar, ob die Pflanzenextrakte die Konstitution der Bienen mittelfristig verbessern.

Eine gut besetzte Wabe im Naturbau von einem der Versuchsvölker
Zurück