Johannes Grebe-Ellis

Pünktlich zum 200. Geburtstag des «West-östlichen Divan» zeigte die Bundeskunsthalle Bonn vom 17. Mai bis 15. September 2019 unter dem Titel «Goethe. Verwandlung der Welt» eine umfassende Werk- und Wirkungsschau des Dichters. In Zusammenarbeit mit namhaften Goethe-Sammlungen gelang es Kuratoren der Klassikstiftung Weimar und der Bundeskunsthalle, Goethes Wirken auf nahezu allen seiner künstlerischen und wissenschaftlichen Tätigkeitsfelder zu dokumentieren und die Ausstrahlung dieses Wirkens auf seine Zeit und darüber hinaus bis in unsere Gegenwart sichtbar zu machen. In neun radial angeordneten Räumen boten sich dem Publikum neun Perspektiven auf biografische Motive, die Goethe zu Ausgangspunkten einer schier unerschöpflichen Anverwandlung von Welt wurden. Unter den Exponaten, die im Raum zur Farbenlehre ausgestellt sind, fanden sich neben Goethes Prismen, seinem Farbenlehrkartenspiel und der grossen Wandtafel zur Farbenlehre künstlerische Bezugnahmen auf die Farbenlehre von W. Turner, C.D. Friedrich, P. Klee, J. Albers u.a. Ein unübersehbares Highlight des Raumes, von dem sich bei der Eröffnung der Schirmherr der Ausstellung, der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gefangen nehmen liess, war das überdimensionale, tetraederförmige Wasserprisma, das Besucherinnen und Besucher zur eigenständigen Erkundung der von Goethe beschriebenen Kantenspektren einlud. Ein zweites Exemplar befand sich im Dachgarten der Ausstellung als Teil eines Ensembles zu «Goethes Gärten».

«Mit unseren beiden Tetraederprismen zu dieser Ausstellung beitragen zu können», so der Physiker Dr. Matthias Rang von der Naturwissenschaftlichen Sektion am Goetheanum, «ist natürlich eine Ehre». Genau genommen war es nur eine Frage der Zeit, bis eine derartige Einladung kam. Denn die rund 40 von Rang und seiner Kollegin Nora Löbe in den letzten 10 Jahren entwickelten Installationen zur Farbenlehre Goethes stellen ein hinsichtlich Ideenreichtum sowie technischer und ästhetischer Ausführungsqualität einzigartiges Ensemble interaktiver Exponate dar, das unter dem Label «Experiment FARBE» bereits vielfach gezeigt wurde, zuletzt 2018 in der Ausstellung «experience Colour» in Stourbridge (UK).

Dieser Artikel von Johannes Grebe-Ellis (Professor an der Bergischen Universität Wuppertal) ist in etwas abgeänderter Version am 31. Mai 2019 in «Das Goetheanum» Nr. 22 erschienen.