Fortschritte in der Forschung und Pädagogik der goetheanistischen Botanik

|   Heilpflanzen, Präparateforschung

João Felipe Ginefra Toni

In Zusammenarbeit mit Dr. Louis Ronse De Craene (Royal Botanic Garden Edinburgh)und mit einer Gruppe chinesischer Forscher des College of Life Sciences, Northwest A&F University, konnte ich im März 2020 im renommierten «Botanical Journal of the Linnean Society of London» einen Artikel über unsere goetheanistisch impulsierte Forschung über die Evolution von Pflanzen aus der Gattung Sanguisorba veröffentlichen. In dieser Arbeit kann man erfahren, wie Goethes Ansatz zur modernen pflanzen-morphologischen Forschung beiträgt. Die Ergebnisse dieser Forschung wurden auchin einem Online-Seminarprogramm präsentiert, das vom FLO-RE-S Netzwerk für Forschung in der Blütenmorphologie gefördert wurde.

Neben meiner Forschung in der Botanik habe ich mich intensiv dem Botanikunterricht an Waldorfschulen gewidmet. Im April 2020 haben wir im Rahmen eines Promotionsprojekts an der Universität Jena in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut am Goetheanum das erste Modul eines Goethe-Gartens an der Rudolf Steiner Schule Zürcher Oberland in Wetzikon, Schweiz, umgesetzt. Im Biologieunterricht der 10. Klasse konnten erste didaktische Sequenzen mit dem Garten als didaktischem Instrument entwickelt werden. Die Schüler beschäftigten sich sowohl mit dem anschauenden Denken als auch mit Bestäubungsversuchen. Wir behandelten Themen wie Taxonomie und Pflanzenökologie und auch wichtige Episoden in der Geschichte der Botanik, die unter dem Einfluss von Linné, Jussieu, de Candollle und Goethe zur Entstehung des Botanischen Gartens in Jena beitrugen. Im Frühling 2021 werden weitere Module des Gartens umgesetzt und die 11. und 12. Klassen haben die Möglichkeit, sich mit Themen wie botanische Illustrationen, Metamorphose, Evolution und Systematik der Pflanzen zu beschäftigen. Darüber hinaus zielt das Projekt darauf ab, Erfahrungen im schulgemeinschaftlichen Umgang mit der Wissenschaft allgemein und insbesondere mit Goethes morphologischem Ansatz zu generieren. Dies ist ein Beispiel für eine Arbeit, die den Dialog zwischen den Naturwissenschaften, der Erziehungswissenschaft und der von Rudolf Steiner entwickelten anthroposophischen Geisteswissenschaft sucht und dazu beiträgt, eine goetheanistische Pädagogik weltweit zu fördern.

SchülerInnen arbeiten am Goethe-Garten an der Rudolf Steiner Schule Zürcher Oberland, Wetzikon.
Bestäubungsexperiment bei Klatschmohn (Papaver rhoeas L.)
Staubblätter und Fruchtblätter des Klatschmohns
Johanna und Sebastian (10. Klasse) lernten, wie man ein Herbarium einführt.
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