Die Wärmehülle der Erde und eine anthroposophische Ratio der Klimakrise

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Matthias Rang

Forschungsfrage und Hintergrund

In dem Projekt wird die Wärmehülle aus goetheanistisch-naturwissenschaftlicher Perspektive charakterisiert. Schon für die Erd-, Wasser- und Lufthülle, die unmittelbar von unserer Zivilisation verschmutzt werden, ist wenig Bewusstsein vorhanden, doch weiss jeder Zeitgenosse, dass es sie gibt. Die Wärmehülle, obwohl naturwissenschaftlich zugänglich, wird nicht einmal gekannt. Dabei zeigen sich in dieser die Folgen der Zivilisation mit am gravierendsten. Für ihre breite Anerkennung scheint uns eine naturwissenschaftlich-experimentelle Charakterisierung wichtig. Zugleich kennzeichnet sie aus anthroposophischer Sicht den Übergang in das Ätherische des Erdorganismus.

Bei den Arbeitstagen für Physiker 2022 wurde ein Stratosphärenballon gestartet, der mit einer selbst entwickelten Messsonde das Wärmestrahlungsgleichgewicht der Erde mit dem Kosmos für einige Stunden messen konnte (Bericht hier zum Download). An dieses Pilotprojekt wollen wir anschliessen.

Relevanz und Perspektive

In der Natur und auf der Erde finden wir überall zu viel Wärme. In der Gesellschaft und im menschlichen Verhältnis zur Umgebung finden wir überall zu viel Kälte. Diese Prozesse geschehen nicht unabhängig voneinander, vielmehr ist die zu grosse Wärme der Erde durch unser zu «kaltes» Verhältnis zu ihr bedingt. Ein solches Projekt könnte eine naturwissenschaftliche Ergänzung zu dem «atmosphärischen Bewusstsein» bilden, wie es etwa von dem Psychologen Stefan Ruf als Zukunftsnotwendigkeit formuliert wurde, und es könnte helfen, ein solches Bewusstsein zu entwickeln [1].

Die Klimakrise wird sich wohl kaum bewältigen lassen, solange das Thema Klima und Atmosphäre nur mit negativen Begriffen, wie Treibhauseffekt, Konsumbegrenzung etc. (vor allem medial), belegt wird. Die Wärme als positive und lebensnotwendige, nicht-materielle Grösse wird ausgeblendet. Dabei spielt sie auf der Willensseite, also auf der Handlungsseite des Menschen, zum Beispiel konkrete Lösungen auch in die Tat umsetzen zu können, eine zentrale Rolle. Wärme als Indikator der Durchlässigkeit zwischen Physischem und Geistigem könnte helfen, ein positives Verhältnis zu dem Phänomen des Organischen zu gewinnen.

Vorgehen, Kooperationen und Zeitrahmen

In einem ersten Schritt ist die Weiterentwicklung des Prototyps der Messsonde zur experimentellen Beschreibung der Wärmehülle geplant. Mit mehreren Flügen an unterschiedlichen Orten und bei unterschiedlichen Wettersituationen kann eine zunächst sehr grobe Karte der sich ständig ändernden Wärmehülle angefertigt werden. Sie kann die Schichten bezeichnen, die der Erde erlauben, Wärmestrahlung zurückzuhalten (Hüllenbildung) und ihre Oberflächenwärme konstant zu halten. In einem zweiten Schritt könnte an der Phänomenologie der Wärmehülle das Charakteristische der Hüllenbildung als Organ des Sich-Abscheidens vom Kosmos einerseits, andererseits aber auch des Verbindens mit diesem erarbeitet werden – in dem Sinne, wie dies etwa auch bei der Haut als scheidende und gleichzeitig verbindende Membran gilt. Das Projekt ist auf fünf Jahre angelegt. In einem Folgeprojekt wäre auch die Kooperation mit Schulen denkbar, in denen Oberstufenklassen mit eigenen Wetterballons die Wärmehülle selbst beobachten und an der Beobachtung ein vertieftes Bewusstsein der Wärmehülle ausbilden könnten.

Status: in Vorbereitung

[1] S. Ruf: Klimapsychologie. Wege zu einem atmosphärischen Bewusstsein. Frankfurt 2019.

Der originale Text zum Wetterballon-Start vom 29. April 2022 kann hier heruntergeladen werden.

Vorbereitungen zum Wetterballon-Start (Foto Demian Ermel)
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