Vesna Forštnerič Lesjak
Im Juli 2024 konnte ich als Projektleiterin ein neues Steigbildprojekt beginnen, das sich in den kommenden fünf Jahren vor allem Fragen der Pharmazie widmet. Qualität gilt als das wichtigste Prinzip im Bereich der anthroposophischen Arzneimittel, kann aber bisher nur beschränkt wissenschaftlich belegt werden. Neben wichtigen analytischen Studien zur Wirksamkeit müssen auch für die Qualitätsmerkmale dieser Arzneimittel Grundlagen geschaffen und dokumentiert werden. Bei den pflanzlichen Arzneimitteln betrifft das die Ebenen, die wir in der Anthroposophie als die des aufbauenden Lebens und des abbauenden Astralischen bezeichnen und die sich im primären und sekundären Stoffwechselsystem der Pflanze physisch und physiologisch abbilden. Diese lassen sich mit den Steigbildern qualitativ gut verfolgen.
Mein Ziel ist, «die Gestaltungskräfte der Pflanzen»[1] in ihrer Wirksamkeit vergleichend im Jahreslauf zu erforschen, sowie ihre Veränderung durch die wässrigen pharmazeutischen Prozesse. Untersucht werden zunächst sechs bekannte heilkräftige Artemisia-Arten (A. vulgaris, A. verlotiorum, A. abrotanum, A. absinthium, A. dracunculus und A. annua).
Der Fokus des Projektes liegt auf mehreren Forschungsfragen, die stufenweise bearbeitet werden:
Ein umfassendes Verständnis der Entwicklung dieser sechs Arten mit Hilfe der Steigbildmethode und gleichzeitiger Beobachtung des äusseren Erscheinungsbildes und seiner Veränderungen im Jahreslauf wird erarbeitet. Beim horizontalen Vergleich werden Steigbilder eines Organs zu verschiedenen Zeitpunkten verglichen. Vor allem der Blattbereich dieser Pflanzen, der vielfältig medizinisch genutzt wird, wird hier in der vegetativen und generativen Phase untersucht.
Die richtige Erntezeit eines Pflanzenorgans und der Einfluss des Blühimpulses vor allem auf den Blattbereich der Pflanze wird bestimmt, was wichtig für die Konzeption der Arzneimittel ist. Das geschieht durch den vertikalen Vergleich der Steigbilder verschiedener Organe einer Pflanze zu einem bestimmten Zeitpunkt, z.B. in der Blütezeit.
Verschiedene wässrige pharmazeutische Prozesse zeigen für diese Prozesse typische Veränderungen auf den Steigbildern, gleichgültig ob sie bei verwandten Pflanzenarten oder Vertretern anderer Pflanzenfamilien vorkommen. Zuerst wird innerhalb einer Pflanzenart geforscht: Welche Verwandlungen zeigen Steigbilder von Infus, Digestio, Dekokt, Mazerat der Frischpflanze, wenn sie immer im gleichen Verhältnis zum Lösungsmittel angesetzt werden? Dann folgen gleiche Versuche noch an weiteren – auch nicht verwandten – Pflanzenarten, die am gleichen Standort, auf meinem Demeter Heilpflanzenfeld, wachsen.
Inoffiziell habe ich mit den ersten Steigbildern schon im Mai 2024 begonnen und habe die sechs Arten vor allem im Blattbereich im Jahreslauf verfolgt. Auch einige pharmazeutische Vorversuche wurden gemacht. Insgesamt wurden fast 100 Steigbilder nach der Wala-Methode vorbereitet, jedes Steigbild vom 50 % Frischauszug immer in 3 Parallelen, und dazu ein 25 % Steigbild. Der nächste Schritt wird jetzt das Studium der Literatur sein: das Studium der wissenschaftlichen Artikel über das Substanzprofil dieser Arten, sowie das Studium verschiedener, schon bestehender Auswertungsysteme für die Steigbilder. Hier hat sich der Metamorphose-Kreis von Ruth Mandera mit 4 Bildtypen, die mit 4 Haupt-Pflanzenorganen in 4 Jahreszeiten zusammenhängen[2], als eine Grundlage für die Auswertung der Frischauszüge erwiesen. Für die pharmazeutische Verarbeitung sind nur einige Ansätze da, aber noch keine richtige Systematik; die muss noch entwickelt werden.
Am Ende will ich mich bei dem wissenschaftlichen Beirat zu diesem Projekt herzlich bedanken (Ruth Mandera und die Hiscia Gruppe mit P. Doesburg, C. Scherr und G. Guglielmetti) und bei den drei Stiftungen, die das Projekt nach einer längeren Vorbereitung finanziell genehmigt haben: Software AG – Stiftung, Stiftung für Integrative Medizin und Pharmazie und die Dr. Hauschka-Stiftung.
Das Projekt entwickelt sich gerade noch einen Schritt weiter, aber das berichte ich gerne nächstes Jahr. Ich freue mich über die Herausforderungen.
[1] Das war die Anregung von Dr. Rudolf Steiner an Lili Kolisko: «Studieren Sie die Gestaltungskräfte bei den Pflanzen.»
[2] Mandera R. (1995): Zur Metamorphose von Pflanzenorganen, Substanzqualitäten und Bildtypen im Steigbild. Tycho de Brahe – Jahrbuch für Goetheanismus. S. 298–310.
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