Leben in der technisierten Welt

Technik als Aufruf zur Entwicklung neuer menschlicher Fähigkeiten

 

Herbsttagung

6. - 9. Oktober 2016

am Goetheanum, Dornach

  

Seit Jahrzehnten feiert die Technik täglich neue Triumphe: Seit einigen Jahren werden durch Maschinen jährlich mehr Erdmassen bewegt als durch natürliche Prozesse, der Anruf von einer Bergtour ist selbstverständlich, das Satellitentelefon funktioniert überall auf der Erde, Computer mit immenser Rechenleistung berechnen das Wettergeschehen inzwischen erstaunlich zuverlässig einige Tage im Voraus. So werden menschliche Willenstätigkeit, Kommunikationsfähigkeit und Intelligenzleistung in riesigem Masse gesteigert. – Für viele Menschen gehört heute der Umgang mit undurchschauten Geräten zum Alltag, Haushaltsroboter und das selbstfahrende Auto warten in den Startlöchern.

Diese Entwicklung wird gelegentlich bedauert, und es gibt viele bedrohliche Aspekte der Technik, die in den letzten hundert Jahren immer mehr zugenommen haben, insbesondere da, wo sie in lebendige Organismen und in stoffliche Verhältnisse eingreift. Einen ebenso bedrohlichen Aspekt finden wir dort, wo soziale Verhältnisse – etwa beim Abbau der Rohstoffe – oder die individuelle menschliche Entwicklung betroffen sind. Dennoch gehört die Technik unverzichtbar zur menschlichen Kultur. Es geht darum, mit möglichst vielen ihrer Aspekte produktiv, verantwortungsvoll und zukunftgestaltend umzugehen: Diese durch technische Machbarkeit entstandene Herausforderung könnte dem Menschen die Entwicklung von Fähigkeiten ermöglichen, die anders nicht zu erreichen sind. Diese zu entdecken scheint uns eine der zentralen Aufgaben der Zukunft, zu welcher die Anthroposophie besonders beitragen kann.

Einen Weg dazu wies Rudolf Steiner in seinem letzten „Brief an die Mitglieder“ (GA 26, „Von der Natur zur Unter-Natur“). Er besteht im Wesentlichen in zwei sich gegenseitig bedingenden Aufgaben: Der Mensch müsse die Technik, die „Unter-Natur“ als solche begreifen; und dies sei nur möglich, wenn er „in der geistigen Erkenntnis mindestens gerade so weit hinaufsteigt zur ausserirdischen Über-Natur, wie er in der Technik in die Unter-Natur hinuntergestiegen ist.“

Wir möchten in dieser Tagung versuchen, einerseits so auf die Technik zu blicken, dass der Charakter dessen deutlich wird, worauf Steiner mit dem Begriff Unter-Natur gedeutet hat: Es geht heute nicht darum, das Ahrimanische zu meiden, sondern es als solches zu erkennen und, wenn immer möglich, davon zu lernen. Andererseits wollen wir Wege erkunden und beschreiben, die in die Über-Natur führen können.

Dafür haben wir den Tagungsaufbau so gewählt, dass schwerpunktartig drei Bereiche der Technik zur Sprache kommen werden: Technik, die den physischen Leib entlastet, Technik, die in Lebensprozesse eingreift und Technik, die Bewusstseinsvorgänge betrifft. Für den Zugang zur Über-Natur haben wir ebenfalls drei Richtungen ins Auge gefasst: Die Beziehung zur Kunst, die Beziehung zur Nacht und die Pflege des inneren Lebens in Meditation und Kultus.

Für „Kurzbeiträge der Teilnehmer“ möchten wir Sie ermutigen, kurze (15 Min.) Beiträge vorzubereiten und anzumelden (sciencenoSpam@goetheanum.ch). Sie können, müssen aber nicht mit dem Tagungsthema zu tun haben, sondern sollten für ein naturwissenschaftliches Publikum interessant sein.

Wir freuen uns, wenn Sie an dieser Tagung Interesse finden und mit uns diese Themen bewegen wollen.

Johannes Kühl und das Team der Naturwissenschaftlichen Sektion